Die Hochschule für Musik und Theater München nimmt Fahrt auf, mit neuen Leuten und viel Perspektive. Ein Überblick.
Nein, um den musikalischen Nachwuchs braucht man sich nicht zu sorgen: Die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) genießt mit ihren elf Instituten internationales Renommee, ihre Veranstaltungsreihen bilden ein Fundament des Münchner Kulturlebens. Rund 1300 angehende Musikerinnen und Musiker aus aller Welt studieren dort. Und das Haus hat turbulente Zeiten hinter sich, eine lange Auf- und Umbruchphase steht ihm sogar erst noch bevor. Um mit der Studienreformküche anzufangen: Bei der Zubereitung der Bologneser Einheitssauce galt es, kreative Standards und Eigenaroma zu wahren, »das Profil als Kunsthochschule zu schärfen«, wie Präsident Bernd Redmann sagt. Kulturvermittlung wird ein großes Thema werden, darüber hinaus ist internationale Vernetzung Trumpf: 2017 unterzeichnete Redmann einen Kooperationsvertrag mit dem Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium, der politischen Großwetterlage zum Trotz. Auch für die prekär beschäftigten Lehrbeauftragten, die im November auf die Straße gingen, sei Besserung in Sicht, verkündete Minister Ludwig Spaenle.
Spannend wird die Generalsanierung des Stammhauses in der Arcisstraße: »Optimistisch gedacht im Sommer 2020«, so Redmann, werden Kisten und Instrumentenkoffer gepackt und ins Ausweichquartier nach Giesing, in die ehemalige Filmhochschule, geschafft. Dazu kommen weitere Um- und Einzüge: Im Areal hinter dem Haus soll ein Wissenschafts- und Medienzentrum entstehen. Der Standort am Gasteig wird betroffen sein, wenn dort die Bagger anrücken. Undwenn einst der neue Konzertsaal im Werksviertel steht, wird es auch dort eine Dependance geben. Zukunftsmusik bislang, aber auf der Agenda. Unterdessen wird im neuen Jahr in den Instituten viel Neues geboten. So löst das Festival »GesangART« das alte »Sängerforum« ab. Ebenfalls neu ist »evría ópsi«, der »breite Blick«, hinter dem »Europa« steckt. Die freien Neue-Musik-Ensembles »Zeitsprung« und »BlauerReiter« kooperieren in dieser Reihe mit dem »ensemble oktopus«. Konstantia Gourzi, Komponistin, Dirigentin, Professorin und Dozentin für Ensembleleitung Neue Musik, feiert nämlich den 15.Geburtstag ihrer Gründung »oktopus«, die, seit zwei Jahren durch »oktopus plus« (für Masterstudenten) ergänzt, eine flexible, exzellente Kammerformation bildet.
Gourzi selbst wird am 4. März ihr neues Werk für Soloschlagzeug und Ensemble im Staatsoper-Themenkonzert in der Allerheiligen-Hofkirche uraufführen. Außerdem will sie die spannende Zusammenarbeit mit dem Jazz-Institut (»Neue Musik und Improvisation«) fortsetzen. Das wiederum konnte mit Christian Elsässer (Komposition und Klavier)und Gregor Hübner (Komposition) jüngst zwei Professoren gewinnen, die ihrerseits die Überwindung stilistischer Grenzen auf der Agenda haben. Und in der Klassik wurden unter anderem der Tenor Julien Prégardien, der Cellist Maximilian Hornung und der Schlagzeuger Alexei Gerassimez als Professoren berufen. Der Aufbruch in die Zukunft hat also bereits begonnen. Mehr zu hören und zu sehen gibt es beim Tag der offenen Türen (der Plural ist Absicht) am 24. Januar. Reinschnuppern erwünscht.